Deutschland, Pappelhof

Ein anderes Zusammenleben…

Jeden Samstag findet mitten in Frankfurt ein besonderer Markt statt: Bauern und Erzeuger aus der Umgebung vermarkten ihre Produkte selbst. Der Markt ist beliebt bei den Frankfurtern: Gemüse, Obst, Fleisch, aber auch die beliebte grüne Soße…..und es gibt Essens- und Weinstände, für Leib und Seele wunderbar. Ein Stand hat es uns besonders angetan, nämlich der von Queerbeet/Pappelhof, ein Biohof. Biolandbau ist ja nicht nur gut für die Gesundheit und die Böden, sondern soll auch weniger CO2 produzieren. Das wollten wir genauer wissen. Also fuhren Manuela, Winfried und ich raus auf´s Land zum Pappelhof.

Das 42 ha große Anwesen besteht außer der Ackerfläche auch aus Wohnhäusern, Lagerhallen und einem Bürogebäude(neu). Vier Familien mit ca. 50 Angestellten bewirtschaften den Hof.

Der Pappelhof produziert zu 100% Biogemüse und Obst und wirtschaftet in konzentrischen, regionalen Kreisläufen, was uns besonders interessiert. Preis und Gewinn ist nicht alles und die „Pappelhofer“ finden ein faires und soziales Arbeiten und Zusammenleben wichtig. Der Pappelhof verfolgt das Prinzip des „organischen Wachstums“ und des „Qualitätsschaffenden Wirtschaftens“ (Qualität vor Preis).

Stickstoffspender Sojabohnen helfen bei der Düngung der Felder.

Wir haben viel gelernt an diesem Tag, z.B. dass Düngemittel auf dem Hof selbst produziert werden. Zugekaufte, insbesondere chemische, Düngemittel werden nicht verwendet. Das vermeidet die Produktion von CO2.

 

Der Pappelhof tauscht mit den Nachbarn Produkte aus: Sojabohnen für den Hühnerhof als Hühnerfutter gegen Eier; Getreide und Karotten für den Biobäcker gegen Brot… Eine eigene Photovoltaikanlage liefert Strom ins öffentliche Netz; geheizt wird mittels BHKW (Block-Heizkraftwerk) und, und, und…

Kompostherstellung.

Und was uns aus den Schuhen gehauen hat: Aufgrund des Klimawandels (!) und der damit auch in der Wetterau höheren Durchschnittstemperaturen werden dieses Jahr versuchsweise erstmals Süßkartoffeln angebaut als nördlichster Hof in Deutschland…

Herr Wolff erklärt den Süßkartoffelanbau auf dem Hof

 

Wir konnten uns davon überzeugen, dass die Produktion und Vermarktung in regionalen Kreisläufen wesentlich weniger Kohlendioxid generiert und damit Klimafreundlicher ist.

Auch diskutierten wir mit Thomas Wolff – einem der Geschäftsführer – viele Fragen des Biolandbaus,. Wie kann man diese Art der Produktion steigern?

Stichworte sind:

-Umwelterziehung bereits in den Schulen anbieten

– Durch Veranstaltungen und Seminare „Bio zu verankern“

– „Bio“ als gesamtgesellschaftliche Verantwortung – wichtig ist es die „Entfremdung von der landwirtschaftlichen Produktion aufzubrechen“ (Stichwort solidarische Landwirtschaft).

– Der Pappelhof beteiligt sich an der Initiative „Ernährungsrat der Stadt Frankfurt“ (u.a. gehören dem Rat auch Slow Food und das Umweltamt der Stadt Frankfurt an).

Fazit: „Bio“ und Biolandbau ist nicht nur eine „alternative“ und „klimafreundlichere“ Form der Landwirtschaft. Es ist eine andere Art des Zusammenlebens (auch mit Tieren), eine ethische Wirtschaftsform (soweit dies in einem marktwirtschaftlichen System möglich ist). Die „Bauern“ als Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte greifen in die gesellschaftliche Diskussion ein und tragen zu Bewußtseinsänderungen der „Städter“ bei.

Karottenwaschanlage.
Die hauseigene Schilf-Kläranlage

Bettina Müller-Sidibe & Winfried Barth, Sommer 2017

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