Costa Rica, San José – Palmichal

NAMA-KAFFEE

Früher war alles besser – aber nur teilweise…

Von der Plantage werden die frisch geernteten Früchte in das „Beneficio“ gebracht, so nennt man die Kaffee-Verarbeitungsanlage.

Erntereife Kaffeepflanze.

Hier werden die Kaffeebohnen vom Fruchtfleisch getrennt und getrocknet; bei einer Feuchtigkeit von ca. 10% sind die Kaffeebohnen fertig zum Versand und können gefahrlos über längere Zeit gelagert werden.

Was passiert jedoch mit dem Fruchtfleisch? Rodolfo Valverde vom Beneficio CECA in Palmichal erzählte uns, dass die langsam vorsich hin gärende Fruchtmasse bis vor knapp 30 Jahren einfach in den nächsten Bach gekippt wurde. Die Bäche der Gegend vereinigen sich zum Río Parrita, der beim gleichnamigen Ort in den Pazifik mündet. Die Bewohner aus Parrita und den Nachbardörfern hätten sich zur Erntezeit über die stinkende Brühe beschwert.

Schon 1933 wurde ICAFE – das Instituto del Café de Costa Rica – gegründet, das als unabhängiges, staatliches Institut den Kaffeesektor unterstützt.

Ab 1990 wurden Gesetze zum Umweltschutz im Kaffeesektor erlassen, die vom ICAFE überwacht werden. Seitdem erfolgt die „Entsorgung“ nicht mehr durch den nächsten Bach. Das Beneficio CECA bezahlt eine Firma, die das Fruchtfleisch abholt. Dann wird es zu organischem Dünger verarbeitet.

Freiwillige Klimaschutzmaßnahmen (NAMA): Klimafreundlicher Kaffee aus Costa Rica

NAMA bedeutet nationally appropriate mitigation action

Angesichts der engen Beziehungen beider Länder verwundert es nicht, dass Costa Rica auserkoren wurde, als erstes Land in Zusammenarbeit mit der GIZ im Kaffeesektor Klimaschutzmassnahmen durchzuführen.

Ausgangssituation

Durch die intensive Nutzung von Stickstoffdüngern und den ressourcenintensiven Verarbeitungsprozess trägt der Kaffeesektor zu 25 Prozent der landwirtschaftlichen Emissionen und zu insgesamt 9 Prozent der ausgestoßenen Treib-hausgase des Landes bei.

Der Kaffeesektor ist gesellschaftlich tief verwurzelt und gut strukturiert. Als eines der ersten Länder weltweit will Costa Rica den klimafreundlichen Kaffeeanbau fördern. Angesichts hoher Produktions-kosten und globaler Konkurrenz beruht die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Kaffeeproduktion auf hoher Qualität, verbesserter Ressourcen- und Kosteneffizienz, erhöhter Differenzierung der Produkte und dem Zugang zu neuen Märkten.

Vorgehensweise

Das Vorhaben wird aus der NAMA Facility finanziert, einem gemeinsamen Projekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit(BMUB) mit dem britischen Department for Business, Energy and Industrial Strategy (BEIS). Siehe dazu auch hier mehr.

Die Komponenten im Kaffesektor auf Kaffeefarmen

-Effizienter Umgang mit Düngemitteln, Nutzung von Schattenbäumen, die gleichzeitig CO2-Speicher sind

-in  der Kaffeeverarbeitung / Beneficios.

-Energie- und Ressourceneffizienz: Wasser, Abfall und Energie

Allgemein:

-Messung, Berichterstattung und Verifizierung der CO2-Reduktionen auf Basis internationaler Standards

-Vertrieb von klimafreundlichem Kaffee und Zugang zu neuen Märkten

-Einrichtung eines Fonds zur Förderung von Investitionen in emissionsmindernde Technologien

Das Beneficio CECA in Palmichal – ein praktisches Beispiel

Interview mit dem Leiter, Rodolfo Valverde, sowie der Büro-Leiterin Diana Badilla.

CECA betreibt keine eigenen Plantagen, sondern bezieht Kaffee von 3000 kleinen Produzenten von Puriscal bis Los Santos. CECA hat ca. 20 fest angestellte MitarbeiterInnen und während der Erntezeit von etwa November bis März ca. 50 MitarbeiterInnen. Die meisten Saisonarbeiter sind selbst Landwirte aus der Gegend.

Besuch das Beneficio CECA in Palmichal am 7. Oktober 2017.

Die Umweltbelastung eines Beneficio (CO2; Treibhausgase) stammt vom Einsatz von fossilem Kraftstoff und Brennholz, dem Einsatz von Wasser, Kalk und nicht zuletzt dem Abfallstoff “broza”, dem Fruchtfleisch der Kaffeekirsche. Beim NAMA-Prozess geht es vor allem um den effizienten Einsatz der Ressourcen und daraus resultierend eine Minderung der Umweltbelastung.Das Wasser wird beispielsweise in einem Kreislauf genutzt.

Die Messungen und Zertifizierungen bedeuten zusätzliche Arbeit für die Mitarbeiterschaft. Ein Vorteil beim Marketing oder Preis besteht zumindest derzeit noch nicht, d.h. es kommt auf das Umweltbewusstsein der Betriebsleitung an.

CECA befindet sich in einem Zertifizierungsprozess mit der Agraruniversität EARTH.

Zu dem beabsichtigten Fonds für die Anschaffung umweltfreundlicher Technolgien bemerkt Rodolfo, dass die Finanzierung noch nicht gesichert sei.

Die Kaffeeplantagen, die an CECA liefern, sind nicht ökologisch zertifiziert. CECA ermuntert sie, am NAMA-Prozess teilzunehmen.

Auf den Fincas geht es vor allem um den effizienten Einsatz von Düngemitteln, was zur Kostensenkung beitragen kann.

Wenn die Plantage Schattenbäume trägt, wird bei der Evaluierung deren Sauerstoffproduktion mit dem Einsatz des Düngers verrechnet.

Wichtig erscheint uns festzuhalten:

– Beim Beneficio CECA handelt es sich um eine relativ grosse Verarbeitungsanlage und um einen Privatbetrieb (also nicht um eine Kooperative, wie in Costa Rica ebenfalls häufig). Die Teilnahme solcher Betriebe am NAMA-Prozess bezeugt, dass die Berücksichtigung von Umweltfaktoren nicht mehr auf Kleinbetriebe und Nischenprodukte beschränkt ist.

– Die Massnahmen bedeuten Mehrarbeit und werden ohne kurzfristigen Nutzen beim Marketing oder dem Preis getroffen. Wenn auch der Anstoss zum NAMA-Projekt von aussen kam, ist die Motivierung der Teilnehmenden aus ihrem eigenen Umweltbewusstesein begründet.

Klimafreundlicher Kaffee aus Costa Rica in Deutschland

Die Produkte gibt es in Deutschland nur in wenigen Geschäften.

z.B.

Hochland in Stuttgart

Das Plus der Klimaneutralität taucht bei den Produkten nicht auf. Es gibt nach Ansicht von Hochland noch keinen Markt

Zulieferer ist die Kooperative Coopedota

Dann gibt es in Hamburg eine Rösterei, bei der das ebenfalls so ist: Elbgold.

Las Lajas ist ein kleines beneficio, das organischen Kaffee produziert. Die Besitzerin tauchte im Film Doña Francisca auf.

Diesen Kaffee kann man in Berlin kaufen.

In Berlin gibt es dann noch Tres Cabezas, wohin das beneficio Santa Anita aus Naranjo und auch das beneficio Las Lajas vom Poás liefert.

Hier stellt sich die Frage, inwiefern ein zusätzliches Klima-Label zusätzlich zum Fairen Handel und Bio-Kaffee sinnvoll wäre.

Klaus Beisswenger, San Jose, 08.12.2017

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